Hier ein paar Tips zur Ausrüstung:

Ich beschränke mich auf Winterausrüstung, da ich im Sommer noch nicht hier oben war und es bis jetzt auch nicht vorhabe. Die Liste basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen und stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit dar. Jeder, der solch eine Tour plant, kann sich gern Anregungen hier holen, ist aber selbst verantwortlich, falls er durch fehlende oder fehlerhafte Ausrüstung in gefährliche Situationen kommt. Weitere Ausrüstungsempfehlungen und auch allgemeine Tips zu Skandinavien findet ihr auf www.nordskandinavien.de und www.etojm.com.Wenn ich hier Links zu Firmen bringe, stellt das nur eine Info zu meiner Ausrüstung dar, keine Bevorzugung irgendwelcher Firmen.

Kleidung

Wichtig hierbei ist meiner Ansicht nach Winddichtigkeit der Außenbekleidung und darunter das berühmte Zwiebelschalenprinzip. Durch den Wind, der gerade und gern auf den baumlosen Fjellebenen bläst, können reale Temperaturen von -8°C leicht zu -12°C bis -28°C gefühlter Temperaturen werden (sog. Wind-Chill-Faktor). Ich persönlich bevorzuge eine leichte Trekkinghose von J.Wolfskin aus einem Polyester-Baumwoll-Gemisch, die winddicht ist, schnell trocknet und ansonsten sehr robust ist. Darunter kommen je nach Temperatur ein oder zwei dünne lange Unterhosen aus Funktionswäsche. Für die ganz kalten Tage habe ich noch eine Fleecehose dabei, habe sie aber noch nie benutzt. Obenrum hatte ich das erste Jahr eine Membranjacke an, die aber vermutlich durch Eispanzer auf den Schulter und Reibung durch den Rucksack sehr schnell ihre Membran und damit ihre Dichtheit aufgegeben hat. Seit der zweiten Tour benutze ich eine Schlupfjacke aus ähnlichem Mischmaterial wie die Hose, irgendein billiges Modell von H&M (Gruß und Dank an Jörg). Die ist ebenfalls winddicht, halbwegs wasserabweisend und trocknet schnell. The North Face (TNF) verarbeitet auch ein ähnliches Material. Mikrofasergewebe ist ebenfalls ähnlich. Dicke gefütterte Überhosen oder -Jacken braucht man meiner Meinung nach nicht, besser man zieht dann einige der "Zwiebelschalen" aus. Unter der Jacke lange Funktionsunterwäsche, dann eine Fleeceweste und ein Windstopperfleece, auch von J. Wolfskin. Bei entsprechendem Wetter oder eigener Wärmeproduktion brauch ich manchmal nur das Funktionsshirt. Dazu je nach Schneesituation und Temperatur Gamaschen von VauDe. Natürlich Socken, meist ein Paar dünne Unterziehsocken und ein Paar dickere zum Drüberziehen. Ich habe die Idee (noch keine Erfahrung) mittags zumindest die Obersocken zu wechseln, da ich letztes Jahr Blasen an den Fersen hatte und ich denke, das feuchte Socken da mitwirken. Also ausreichend Wechselsocken mitnehmen. Desweiteren natürlich Handschuhe und eine Wollmütze und ein Tuch oder Schal. Ich benutze meist Windstopper-Fingerhandschuhe und habe noch ein paar Wollhandschuhe im Rucksack. Wolle hat den Vorteil, das sie auch in nassem und gefrorenem Zustand wärmt. Allerdings bin ich an den Händen weniger empfindlich als andere Menschen. Man kann seine Hände auch auf Unempfindlichkeit trainieren. Mütze ist obligatorisch, da über den Kopf ein Großteil der Körperwärme angegeben wird, einen Schal/Tuch finde ich praktisch, wenn es stürmt. Alternativ eine Sturmhaube, aber das ist meiner Meinung nach zu warm. Ein paar Dinge, die ich nicht habe, aber die mir nützlich erscheinen sind eine Daunenweste/jacke für Pausen, in denen es kalt wird und evtl. richtige wasserdichte Fäustlinge. Aber so kalt war es bisher noch nicht.

Gepäcktransport

Tja, ich benutzte die ersten Jahre einen normalen Trekkingrucksack mit ca. 75-85l und einem vernünftigen Tragesystem. Der erste war geborgt und von J. Wolfskin (mal wieder), mein eigener ist der Cyclops II Talus von Berghaus. Da braucht man für Wintertouren nichts anderes als im Sommer. Gut sitzen muss er und ca. 25kg aufnehmen können. Ein Rucksack entwickelt gern ein Eigenleben, besonders wenn es um Kurven in Abfahrten gehen soll. Letztes Jahr habe ich mir eine Pulka gebastelt die ich bedeutend angenehmer als einen Rucksack finde. Ausgangsprodukt waren ein Kinderschlitten, 2 Gardena-Obstpflücker bzw. nur das Gestänge davon und ein paar Schrauben. Ist zwar noch verbesserungswürdig, vor allem die Kippstabilität, aber das Preis-Leistungsverhältniss ist ungeschlagen. Es geht mehr rein als in den Rucksack und es macht eine Mordsgaudi, damit die Berge runter zu fahren. Damit man das ganze auch mal tragen kann, habe ich den Rucksack draufgeschnallt, so kann ich immer noch das Tragesystem des Rucksack mit angeschnallter Pulka nutzen.

Ski und Schuhe

Unbedingt Ski, am besten BackCountry-Ski. Ich persönlich habe einen Atomic Mountain BC Wachs Ski, der mit einer Rottefella Chili Bindung ausgestattet ist. Der Ski ist etwas breiter als normale Langläufer, leicht tailliert und hat auf 3/4 der Länge Stahlkanten. Damit kann man sowohl in der Loipe ganz gut fahren, als auch gerade im Gelände und auf Harschschnee. Dummerweise hatten wir 2004 so schlechte Schneebedingungen (Harsch und Eis), das sich das Wachs immer wieder richtig abgeschliffen hat, so das ich keinen Grip hatte. Da half selbst Klister nicht mehr weiter. Also abschnallen und laufen. Was in den Leder-Telemarkstiefeln von Garmont sogar recht gut geht, da die Sohle flexibel ist. Das Telemarkbindungssystem (3-Pin und/oder Kabelzug) ist einfach ungeschlagen in der Einfachheit und damit Robustheit. Je weniger bewegliche Teile, desto weniger kann kaputtgehen. Im relativ flachen Skandinavien braucht man nicht mehr. Alternativ gehen auch normale Langlaufski mit NNN-, SNS-oder ähnlichen Bindungen. Die Dinger vereisen nur manchmal bei Pausen und dann muss man wieder ewig mit kalten Fingern dran rumfummeln. Außerdem kann die Plaste unter schwierigen Bedingungen und kalten Temperaturen auch mal schnell brechen. Insgesamt sind Langläufer etwas instabiler und unsicherer, aber es funktioniert recht gut, zumal wir eher in gespurtem Terrain (keine Loipe, aber Motorschlittenspur) unterwegs sein werden. Absolut abraten möchte ich von alpinen Tourenski und Schneeschuhen. Mit den alpinen Tourenski hatte mein Cousin Stephan 2003 große Probleme. Die Dinger sind einfach zu schwer und unhandlich im nordischen Fjell. Und es ist einfach zu flach dafür. Ich habe auch schon andere Leute mit Tourenski oder Telemarkski gesehen, denke aber ähnlich wie die Skandinavier selbst, das BackCountry-Ski optimal sind. Schneeschuhe halte ich da oben ehrlich gesagt für sinnlos. Wenn ich schon im Schnee unterwegs bin, will ich gleiten, nicht laufen. Man kommt auch mit Skiern fast überall hin, nebenbei noch schneller und eleganter.

Zelt

Bisher haben wir zwar oft in den kleinen Hütten des STF geschlafen, aber eigentlich sind das Notunterkünfte, die nicht zum Schlafen sind. Deshalb und aus Sicherheitsgründen (einen Wintersturm auf dem Fjell möchte ich nicht im Biwaksack erleben) habe ich immer ein Zelt dabei. Mein eigenes Zelt ist das NepalPlus 3 von McKinley. Ein relativ altes Kuppelzelt, das aber bisher immer klaglos seinen Dienst verrichtet hat. Sicher ist es bei o.g. Wintersturm auch suboptimal, da es z.B. keine verschließbaren Lüfterklappen hat. Aber es hat 2 Eingänge, 2 Apsiden und 2 Leute mit Gepäck passen locker rein. Bei 3 Leuten wird es dann halt ein bisschen kuschlig. Windstabiler und damit besser sind Zelt mit geodätischer Konstruktion. Auch Tunnelzelte sind sehr gut geeignet und vor allem schnell aufbaubar, wenn ein Wetterumschwung kommt. Ein Biwaksack ist meiner Ansicht nach nicht ausreichend, gerade wenn der Sturm mal etwas länger dauert und man ein paar Tage abwarten muss, ist ein vernünftiges Zelt mit etwas Bewegungsfreiheit für die Psyche Gold wert.

Schlafsack

Warm sollte er sein und nicht so schwer. Dann führt meiner Meinung nach eigentlich kein Weg an Daunenschlafsäcken vorbei. Leicht, klein und dabei mit guter Wärmeleistung. Allerdings nimmt der mit der Zeit auf einer Zelttour Feuchtigkeit auf, sowohl vom Körper selbst als auch aus der Umgebung. Abhilfe kann ein sogenantes Vapor Barrier Liner (VBL) schaffen, das ähnlich einer Plastetüte die Körperfeuchtigkeit nicht in den Schlafsäck lässt. Habe ich nur noch nie ausprobiert. Für das Außenmaterial sollte eine wasserabweisende Hülle gewählt werden. Da gibt es die verschiedensten Materialen, wahrscheinlich genauso viele wie Schlafsackhersteller. Und dann eben doch ab und zu in den Hütten schlafen und den Schlafsack in der Nähe des Ofens trocknen oder in der Sonne ausbreiten. Ich persönlich benutze einen Glacier 750 Reg von Mountain Equipment mit DryLoft-Außenhülle und einem Seideninlet. Als Komfortbereich angegeben mit -14°C. Bisher hat er mir sehr gute Dienste geleistet und ich habe noch nicht groß gefroren. Erst bei ca. -18°C unter einem offenen Hallendach der schwedischen Straßenmeisterei musste ich mir doch ein paar dicke Socken anziehen. Als Unterlage benutze ich eine Evazote-Matte mit ca. 1cm Dicke. Es gibt die noch in einer dickeren Größe (ca. 1,7cm) , die noch besser isoliert. Zu selbstaufblasbaren Isomatten kann ich leider nichts sagen, da ich sie noch nie benutzt habe. Ich denke mir jedoch, das auf einer solchen Tour diese Matten anfälliger sind (Stichworte: vereiste Ventile, Atemfeuchtigkeit im Schaumstoff). Peter Bickel empfiehlt in seinem Buch "Wandern in Nordskandinavien" sogar Rentierfelle als ultimative Isomattenalternative.. Allerdings nicht die modern weich gegerbten, sondern getrocknete. Durch die Fettreste wird die Isolation angeblich noch verbessert. Ich habe es noch nicht ausprobiert, werde aber demnächst welche direkt in Norwegen bestellen.

Essen

Ganz wichtiges Kapitel. Wichtig sowohl für die körperliche als auch moralische Leistungsfähigkeit auf solch einer Tour. Ich denke, das man ordentlich essen muss und das die Nahrung viele Kalorien enthalten sollte, da man die auf so einer Tour auch verbraucht. Früh gibt es eine mehr oder weniger große Tasse Müsli mit Milchpulver und Kakao, evtl mit einem Schuss Rum (nur als Geschmacksstoff, natürlich). Tagsüber 3-4 Müsliriegel und Schokolade, Trockenobst und Nüsse, manchmal eine schnelle Tütensuppe (z.B. schwedische Blaubeersuppe, lecker, lecker). Und dann noch einmal abends etwas warmes. Entweder etwas selbst gemachtes wie Couscous mit Tomatenmark, Speckwürfeln und Röstzwiebeln oder Kartoffelbrei mit Speck und Bohnen oder die typischen Fertiggerichte von den bekannten Firmen. Die man allerdings noch mit einigen Zutaten aufpeppen kann. Gerade Röstzwiebeln, Tomatenmark, Milchpulver (Sahnesoße), Gewürze, Olivenöl und Speck sind leckere Ergänzungen zu den Fertiggerichten. Und natürlich 1-2l heißen Tee mit Rum über den Tag verteilt.Allerdings habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, wieviele Kalorien ich pro Tag exakt zu mir nehme. Ich denke, das der Körper auf einer 2-3-wöchigen Tour durchaus noch Reserven heranziehen kann. Auch die speziellen Outdoorgerichte finde ich ehrlich gesagt übertrieben, vor allem aber zu teuer.

Als Kocher benutze ich einen Optimus Nova, ein wahrer Allesbrenner. Bis auf Spiritus habe ich damit schon alles verbrannt, was ich gefunden habe und bin sehr zufrieden. Am besten geht meines Erachtens Petroleum/Grillanzünder/Lysfotogen. Damit ist man auch halbwegs auf der sicheren Seite, wenn man doch mal im Zelt kochen sollte. Benzin ist mir dafür zu gefährlich, nachdem ich gesehen habe, wie ein Coleman Feather Kocher ausgelaufen ist und alles gebrannt hat. Für eine Sommertour reicht sicherlich auch ein Trangia-Spiritus-Brenner, allerdings muss man im Sommer auch keinen Schnee schmelzen. Zu den Gaskartuschenkochern kann ich nicht viel sagen, außer das ich einmal in einer Hütte eine große Propangasflasche am Ofen anwärmen musste, damit überhaupt Gas ausströmt. Es soll aber mittlerweile Gasgemische geben, die dieses Manko nicht haben.

Fotoausrüstung

Ich bevorzuge meine ca. 25 Jahre alte mechanische Praktika MTL 5B mit 50mm Objektiv oder eine ebenso alte kleine Lomo mit 35mm Objektiv. Dazu Diafilme, z.B. der Sensia von Fuji und die tollen Motive können kommen. Allerdings muss man dem Schnee und seinen Reflexionen gegensteuern. Dieser gaukelt nämlich der Belichtungsautomatik viel Licht vor, obwohl es gar nicht so viel gibt. Aber leider habe ich den Dreh noch nicht ganz heraus gefunden, so das meine Bilder oft unter- oder überbelichtet sind. Die mechanischen Kameras haben kein Problem mit kalten Batterien, allerdings ist auch hier das Problem, das die Filme bei Kälte spröde werden und man entsprechend vorsichtig beim Weiterspulen sein muss. Dazu ein leichtes Stativ, um auch mal Fotos vom Nordlicht machen zu können. 2001 und 2003 hatte ich die Praktika mit, 2004 dann die kleine Lomo aus sowjetischer Produktion, ebenfalls halbautomatisch. Macht relativ vernünftige Fotos (s. Fotogalerie)

hmmh, was noch

Zusätzlich zu dem aufgezähltem dann halt noch der übliche Kleinkram: Erste-Hilfe-Set, Strick, Taschenlampe, Tape, Waschzeug, Lesestoff, Tagebuch, Kartenmaterial mit Kompass, ein kleines Werkzeugset für die Bindungen usw. Schneeschaufeln waren bisher eigentlich immer an den Hütten vorhanden, ebenso Äxte und Sägen. Am meisten wiegt das Essen, locker 7kg für 2 Wochen. Zum Glück braucht man kein Wasser mitschleppen, da es überall Schnee gibt.

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