Tagebuch der dritten Reise, diesmal mit Begleitung

Ankunft und erster Tag

Diesmal ging es mit neuer Ausrüstung, neuem Auto und einer Gruppe von Studenten der TU Dresden nach Schweden. Startpunkt der Tour war Gördalen, der Endpunkt der letzten Touren. Als wir in das Dorf eingefahren sind, kam uns wieder Losch Petersen entgegen, der alte Jäger. Nach einem kurzen Hallo und den obligatorischen Erkundigungen ging es los in Richtung Drevfjällstugan. Leider erst mal wieder hoch aufs Fjell, und das bei ziemlichem Pappschnee. Also die Ski der Wachsfraktion erst mal in die Pulka gesteckt und bis zur Waldgrenze gelaufen. Oberhalb der Bäume wurde es flacher, so das wir es doch mit Wachsen und Skilaufen statt Skitragen versucht haben. Das kleine Gefälle in den Krüppelwald hinein zur Hütte hat dann schon für die ersten spektakulären Stürze gesorgt. Nach einer kurzen Pause dort und einem Abstecher zu den Bibern am Drevsjön-See ging es weiter nach Id-Persätern. Durch den verharrschten Schnee und den welligen Weg wird das Wachs regelrecht abgeschliffen. Nach einer halben Stunde war von dem Wachs nichts mehr zu sehen. Nach 19 km sind wir in Id-Persätern angekommen und waren ziemlich fertig. Vielleicht doch etwas viel für den ersten Tag.

2. Tag

Jetzt gleich die Hammertour. Eigentlich sollten heute wieder 20km und morgen 27km auf dem Plan stehen, aber das ist utopisch. Also sind wir heute bis zur Busjönhütte (leider nicht sehr einladend) gelaufen, haben dort ausgiebig Pause gemacht und haben noch eine kleine Nachtwanderung bei klarem Himmel angehängt, um die morgige Strecke zu verkürzen. Nach ca. einer Stunde setzten die ersten Erschöpfungserscheinungen ein, so das wir uns direkt am Weg einen Schlafplatz gesucht haben. Man ist am Abend doch ziemlich fertig.

Nachtrag zum zweiten Tag

Na, die Schneemobilfahrer haben heute früh ganz schön komisch gekuckt. Zum Glück lagen wir neben dem Weg und nicht auf ihm. Leider hat es gegen 6.00 Uhr morgens auch angefangen zu schneien, so das wir im Schneetreiben ziemlich schnell gefrühstückt haben. Die Schlafsäcke sind auch etwas nass geworden. Der Schnee setzt sich auf die Isomatte und wenn man sich dann dreht, drückt man den Schlafsack drauf, so daß dieser nass wird. Schlecht. Mal sehen, ob man da was machen kann.

3. Tag

Wenn man so früh aufsteht, schafft man richtig etwas und kommt ziemlich zeitig an der Hütte an. Diesmal an der Guttudalskojan, nach ca. 24 km. Leider hatte ich mal wieder gar keinen Grip, so das ich zwei Drittel der Strecke gelaufen bin. Jetzt weiß ich wenigstens, woher "Nordic Walking" kommt. Dafür ist die Hütte sehr schön, sogar mit Fluss daneben, so das man sich das ewige Schneeschmelzen sparen kann.

4. Tag

Hmmh, eigentlich wollte ich mit den Leuten über Grövelsjön nach Norwegen, da hier keine Hütten mehr frei waren. Aber wegen der festen Spur wir haben den Scooterweg genommen und sind so zu weit nach Osten gekommen. Jetzt wir sind noch einmal bei ziemlich starkem Wind und Schneetreiben aufs Fjell nördlich vonGrövelsjön hoch. Zwischendurch ist auch noch Petras Kontaktlinse eingefroren und rausgefallen, die nur zufällig von Ralph wiedergefunden wurde. Zum Glück hatte ich auch noch heißes Wasser in meiner Thermoskanne. Und endlich hat der Wettergott mein Flehen erhöht und mir Grip geschickt. Durch den Neuschnee konnte ich fast senkrecht die Hänge hochgehen, trotz des 25kg-Schlittens der mich immer wieder runterzieht. Letztendlich sitzen wir hier in einer sehr kleinen Hütte mit ca. 2,50m*3,50m Innenfläche. Aber wir passen gerade so alle hinein und bei diesem Sturm, der draußen heult, möchte auch niemand draußen schlafen.

Noch mal ein Nachtrag

Bergfest. Zeit für ein paar Gedanken für weitere Touren. Als durchschnittliche Geschwindigkeit hat sich ca. 3,5km/h im wechselnden Gelände inkl. Fotostops und immer auf alle Warten herausgestellt. Achten sollte man auf ordentlich sitzende und vernünftig gepackte Rucksäcke, weil das doch ziemliche Probleme bereitet. Und vor allem sollte man noch mehr auf auf Gewichtsoptimierung achten. Ich hatte hier irgendwie den leichtesten Rucksack von allen (war zumindest mein Eindruck). Und den trage ich nicht einmal. Mit dem Schlitten geht es super, außer das er manchmal umfällt. Aber es ist eine ziemliche Erleichterung, gerade für den Rücken. Allerdings zieht er bei Steigungen immer nach unten, so das man bei dem bisher kaum vorhandenen Grip alles über die Arme machen muss. Die ich entsprechend an den ersten Tagen besonders gemerkt habe. Insgesamt scheinen Schuppenski für solch eine Tour doch besser geeignet, da man selbst bei Harsch und Eis noch Grip hat. Die wenigen Male, die es bergab geht, machen diesen Vorteil kaum wett. Ich hatte schon überlegt, mit dem Taschenmesser selbst Schuppen reinzuschnitzen, da auch die Variante, Tape auf die Ski zu kleben nicht geholfen hat. Nächstes Problem sind die Blasen. Irgendwie haben wir fast alle Blasen gehabt, besonders Uli, Ivonne und ich. Das liegt vermutlich an feuchten Schuhen. Wasserdichte Schuhe bzw. ein ordentlicher Sitz der Schuhe ist von entscheidender Bedeutung dafür. Aber bei mir weiß ich nicht, ob die Feuchtigkeit von mir oder vom Schnee kommt. Oder man wechselt mittags die Socken, dann müsste es vielleicht auch gehen.

5. Tag

Hävlingsstugorna, bewirtschaftet vom Längstyrelsen, der Naturschutzverwaltung. Das ist eine richtige Station hier und wir schlafen in einer kleinen Hütte mit Gasofen, el. Licht und Betten. Unten am Hävlingen gibt es ein Wasserloch und eine Sauna. Endlich mal wieder mit warmen Wasser waschen. Es ist echt genial, sich nach der Sauna mit dem groben Schnee abzureiben oder sich das eiskalte Seewasser überzuschütten. Sogar mir als Saunamuffel hat es gefallen. Die Etappe heute war auch recht einfach. Nur kurz übers Fjell, wenn auch mit Schneetreiben und Wind. Aber das gehört ja schließlich auch dazu. Richtiges Fjellwetter eben.

6. Tag

Rogenstugan. Heute nur ca. 20km gelaufen, dafür war es eine der schönsten Strecken. Quer über den Hävlingsee und viele kleine weitere Seen, dabei locker 6km/h erreicht. Ein wunderschönes Naturschutzgebiet, vor allem die kleinen Inseln und Uferbereiche mit ihren jahrhundertealten abgestorbenen und ausgeblichenen Baumruinen. Vor einem der unendlich scheinende Horizont, hinter dem sich hohe Berge auftürmen, an den Seiten die Ufer des Sees, bedeckt mit Kiefern. Unter den Skiern flaches Eis mit einer griffigen Schneedecke, die nur leicht beim Rüberfahren knirscht. Und über allem der blaue Himmel mit den einzeln dahinziehenden Wolken. Und bis auf das Rauschen des Windes und das Knirschen der Ski Stille, absolute Stille. Keiner redete, alle haben die wunderbare und seltene Atmosphäre genossen. Die zutreffendste Bemerkung kam von Ralph: "Hat etwas meditatives hier".
Und leider hatten wir die ersten Materialverluste. Als wir mal wieder mitten in einer Kurve Pause gemacht haben, kamen mehrere Hundegespanne vorbei, die Petras Stock umgefahren haben und dann noch ziemlich weit mitgeschleift haben. Klassisch zerbrochen. Ich bin dann erstmal nur mit einem Stock gelaufen. Abends in der Hütte haben wir dann von dem sehr netten Hüttenwart einen neuen Stock bekommen, einen alten Bambusstock. Und den anderen mit Allzwecktape repariert. Tape entpuppt sich als wichtigster Ausrüstungsgegenstand.

7. Tag

Broktjärnskojan. Eher ein Windschutz als eine normale Hütte. Wir haben noch 2 Zelte aufgebaut um zu fünft draußen zu schlafen. Zwischendurch noch an der Skedbrostugan Pause gemacht, wo gerade Ablösung für den Hüttenwart kam und wir 3 Deutsche getroffen haben, die von Norden kamen. Dabei haben die Schweden meine selbst gebasteltete Pulka begutachtet, die rein zufällig direkt neben einem Profischlitten von Fjellpulken stand. Das anerkennende Kopfnicken macht einen doch etwas stolz. Ansonsten war es wieder eine sehr schöne Strecke über die vielen kleinen Seen. Und durch Rumgegeigel haben wir den Bambusstock, den wir gestern erst geschenkt bekommen haben, gleich wieder kaputt gemacht. Morgen früh also noch mal Reparatur angesagt.

8. und letzter Tag der Tour

Neuschnee während der Nacht und Feuchtigkeit im Schlafsack. Diesmal aber nicht von draußen, sondern von innen, da ich eine Mülltüte drüber gestreift habe. Hilft also auch nicht. Dann der Aufbruch zur letzten Strecke. Erst mal ein ziemlich beschissener Aufstieg über viele kleine Wellen, aber mit Neuschnee ging es halbwegs. Dann über das Fjell drüber und auf der anderen Seite eine total geile gerade Abfahrt in Richtung .................................... runter. Dafür hatte sich doch der Aufstieg gelohnt. Und da so geiles Wetter war und wir noch viel Zeit hatten, haben wir erst mal unsere Restvorräte an Blåbärsopa teilweise aufgefressen. Dann über einen schönen See und bei untergehender Sonne noch einmal Pause. Zwischendurch sind Uli und ich ohne Rucksäcke einen Hang hoch, um dann abfahrtsmässig runterzubrausen, was mit den Stahlkanten sogar recht gut geht. Dasselbe dann noch mal an der letzten Pausenstelle, diesmal mit Ralph. Und dann eine übel vereiste Abfahrt runter nach. Fjällnas, wo es mich auf den Hintern geworfen hat und ich dann jede einzelne der Wellen auf dem Hintern mitgenommen habe.
Jetzt sitzen wir frisch geduscht in einer elektrobeheizten Küche und überlegen, was morgen wird. Ich werde wohl zum Auto trampen und die anderen werden hier noch eine kleine Langlauftour ohne Gepäck machen.

Nachbetrachtung:

Alles in allem ein schöne Tour. Das Wetter hätte gern etwas winterlicher, sprich kälter sein können. Die Gruppe war toll, die Strecke schön, vor allem der letzte Teil über die Seen. Diese Ruhe und unendliche natürliche Weite (ok, nur bis zum nächsten Berg). Diese klare Luft. Das Weiß des Schnees und die Farben der Rucksäcke und Menschen. Dazu das Grün der Kiefern und das Rot der Wegmarkierungen. Genial. Auch und gerade zum Nachdenken über zukünftige Reisen und Ideen. Ok, jetzt die negativen Sachen. Ooh, die Blasen, und dazu das hohe Rucksackgewicht. Ulis und Ivonnes Füße sahen richtig böse offen aus und die beiden hatten auch ziemliche Schmerzen auszuhalten. Aber sie haben sehr gut durchgehalten. Hochachtung. Zum Glück hatten wir genügend Tape mit. Der Schlitten hat sich sehr gut gemacht, man läuft viel angenehmer als mit Rucksack. Die Kippstabilität könnte man noch verbessern, ansonsten top. Nächstes Mal einen oder zwei Ersatzstöcke mitnehmen und genügend Wachs. Ansonsten hatten wir keine ernsten Ausrüstungsprobleme. Essen hat auch gereicht. Man könnte einmal für alle einkaufen, anstatt das jeder seins mitbringt. Wir haben es dann nämlich dann doch wieder zusammengeschüttet. Aber wenn zusammen eingekauft wird, steigt die Gefahr, das zuviel gekauft wird, da man nicht so genau aufs Gewicht schaut. Hmmh, und diese Blåbärsopa, einfach lecker.

Ich freu mich schon auf nächstes Jahr.


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